Ein Schlüssel für einen verschlossenen Turm. Eine Spindel. Ein Fluch der seit Generationen auf seine Erfüllung wartet.

Klappentext
Rosa feiert heute ihre Volljährigkeit. In wenigen Minuten kommen ihre Gäste. Das Buffet duftete von den langen, weiß gedeckten Tischen im Schatten der Schlossmauern.
Die Türklingel schallt aus dem Lautsprecher. Rosa begrüßt Melinda Hexentochter und bekommt einen alten Schlüssel als Geschenk.
Der Schlüssel öffnet die Tür zum alten Turm. Zum Raum mit der Spindel. Der Raum, den ihre Familie seit Generationen verschlossen hält.
Ein Fluch, der seit Generationen wartet. Zwei halbe Freundinnen. Ein Sturm und ein Kampf gegen einen gemeinsamen Feind. Können sie zu Verbündeten werden?
Eine zauberhafte Neuerzählung von Dornröschen.
Leseprobe
Der weiße Marmor glänzte in der Nachmittagssonne. Die Glastüren zum Garten waren weit geöffnet. Auf der Terrasse standen lange Tische mit weißen Tischtüchern, die bis zum Boden reichten und an den Kanten mit roten, gelben und blauen Rosen bestickt waren. Darauf standen Schüsseln, Platten und Karaffen mit erlesenen Speisen und ausgefallenen Getränken.
Jedes Mädchen wäre glücklich, wenn ihre Volljährigkeit so üppig gefeiert werden würde.
Rosa dagegen stand, in ihrem bodenlangen, bonbonfarbenen Kleid mitten auf der steinernen Terrasse und starrte in den Himmel.
Keine Wolke zu sehen, nur hellblauer, klarer Sommerhimmel. Wie an jedem Geburtstag an den sie sich erinnern konnte.
Bald würden ihre Klassenkameraden kommen. Alle ebenfalls herausgeputzt und mit Kleidern versehen. Ihre Eltern hatten nicht gespart und die ganze Klasse einkleiden lassen. Für sie. Für ihren Geburtstag. Als ob es eine Rolle spielte, schließlich stand im Turm oben, verschlossen unter einer Glasglocke, die Spindel, an der sich ihre Ur-ur-ur, wie viele auch immer, Großmutter sich hätte stechen und einschlafen sollen.
Sie hatte es nicht getan.
Sie hatte die Spindel vorsichtig in die Hand genommen, in ein Kästchen gepackt und dann der dreizehnten Hexe gesagt, dass sie sich ihren Wunsch hätte sparen können.
Rosa grinste bei dem Gedanken an ihre Großmutter. Hoffentlich war sie irgendwann auch einmal so taff und sorgte dafür, dass Dinge sich änderten.
Seither stand die Spindel, verschlossen hinter Glas, im Turm oben und wartete darauf, dass eine Tochter in einer späteren Generation so dumm war an ihrem Geburtstag zur Volljährigkeit sich daran zu stechen. Das war heutzutage immerhin drei Jahre später als damals. Aber ihre Eltern glaubten daran, dass der Fluch der auf der Spindel ruhte, immer noch galt. Auch wenn sie vermuteten, dass die Hexe längst gestorben war.
Das wiederum glaubte Rosa nicht.
In ihrem Zimmer lag ein Brief, den sie heute Morgen erhalten hatte. Darin stand: »Ich erwarte dich im Turm, Prinzessin Dornröschen.«
Bei dem Gedanken daran lief es ihr kalt über den Rücken. Trotz des Sonnenscheins fröstelte sie, drehte sich um und betrachtete das Schloss ihrer Familie. Heute lag es nicht mehr außerhalb eines Dorfes. Darum herum war eine Stadt gewachsen, mit Wolkenkratzern, die darüber hinausragten. Keiner war so weiß wie das Schloss selbst. Der Turm, der im Brief erwähnt wurde, war am nördlichen Rand. Die Treppe dazu wurde seit damals von einer Wache bewacht. Besser, von einer ganzen Gruppe Wachen, die sich alle vier Stunden auswechselten und auch noch einen Urlaubsplan hatten, wie Rosa vor Jahren, bei einer ihrer Schleichtouren durch das Schloss erlauscht hatte.
Heute lauschte sie natürlich nicht mehr. Und sie versuchte auch nicht mehr ungesehen in den Turm zu kommen. Im Gegenteil. Sie hielt sich von Zuhause so gut es ging fern. Antiquierte Familie. Sie hasste es, wenn sie von neuen Lehrern mit Rosalinda von Rosenfels aufgerufen wurde. Sie wollte Rosa genannt werden. Zum Glück hielten sich ihre Klassenkameraden daran. Na ja, fast alle. Bis auf Meli, oder besser, Melinda Hexentochter. Aber bei dem Namen musste man einfach schlechte Laune haben.
Durch den Lautsprecher an der Seite der Terrassentüren klang das Läuten am Schlosstor. Ihre Gäste waren da.
Rosa ging durch die Türen hinein in den Wohnsaal und weiter in den Flur, bis sie im Schlosshof stand und ihre Klassenkameraden begrüßen konnte.
Dachte sie.
Im Hof stand Meli. Alleine.
Ausgerechnet.
Na ja, nur weil sie Rosa immer bei ihrem vollen Namen rief, kamen sie sonst auch gut zurecht.
»Hi Meli«, rief Rosa, winkte und grinste, als der Wachposten schockiert zu ihr herübersah, aber sie würde ihren Klassenkameraden gegenüber nicht die höflichen Umgangsformen zumuten, die, obwohl angestaubt, hier immer noch Brauch waren.
»Herzlichen Glückwunsch zu deinem Geburtstag, Rosalinda«, sagte Meli und zog einen Schlüssel aus der Tasche ihres Kleides.
Der Schlüssel war klein, rostig und, am rosenförmigen Griffende, verbogen.
»Äh. Dankeschön«, sagte Rosa.
Sie drehte den Schlüssel zwischen ihren Fingerspitzen. Ein paar Rostflocken blätterten ab und blieben hängen. Sie rieb sie ab.
»Wo passt der dazu?«, fragte Rosa. »Gehört noch ein Schmuckkästchen dazu?«
Meli lachte fröhlich. Rosa stimmte mit ein. Sicher schenkte Meli, die zu den ärmeren Schülerinnen der Klasse gehörten, kein Schmuckkästchen.
»Nein. Viel besser. Oma hat mir den Schlüssel gegeben und gesagt er passt zur Vitrine mit der Spindel«, sagte Meli und zwinkerte Rosa zu. »Wollen wir schnell hochgehen und schauen, ob er passt? Ich habe auch ein Geschenk für den Wächter, um ihn abzulenken«, fügte sie hinzu.
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