Europareise: Gefühle verboten


Eine Busfahrerin.

Ein Wunsch.

Eine freche Herausforderung.

Inhaltsverzeichnis

Klappentext

Corralie liebt ihren Job als Busfahrerin. Besonders die langen Fahrten zu entfernten Orten.

Bis ihr Chef ihr die Übernahme der Europareise verweigert. Seine Begründung? Sie könnte sich spontan verlieben und kündigen. Wie die männlichen Busfahrer in den letzten Jahren.

Als der Kunde persönlich in der Türe steht, ergreifft Corralie ihre Chance. Sie stellt eine freche Forderung, um die grauen Augen, die sie förmlich durchschauen zu scheinen, aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Eine heteroromantische, freche Kurzgeschichte.

»Europareise: Gefühle verboten« ist die Vorgeschichte von Corralie und Herrn Stein in der Serie »Heiratsmarkt Europa«.

Leseprobe

Die Liste mit den Bustouren für den kommenden Monat war wie jeden Montagmorgen aktualisiert worden, bevor Corralie zur Arbeit erschien. Wie immer war der Chef vor ihr da, aber im Augenblick stand sie alleine in dem engen Pausenraum. An einer Seite stand die kleine Kaffeeküche mit den Hängeschränken, in denen sich das Geschirr befand. Den größten Teil des Raumes füllten die zusammengeschobenen Tische mit den Stühlen darum herum. Bald würde sie mit ihren Kollegen dort sitzen, die neuen Aufträge verteilen und bereits verteilte Aufträge tauschen, bis alle mit ihren Plänen zufrieden waren.

Corralie lächelte und sah hoch auf die runde, analoge Uhr mit den Ziffern. Sie hing über der Magnettafel mit den Informationen, vor der sie gerade stand. Ihr Chef war ein Chef alter Schule und mochte die analogen Kommunikationsmöglichkeiten. Diesen Zug an ihm mochte Corralie. Es machte die Arbeit in diesem Reisebusunternehmen ein bisschen familiärer, als bei den anderen Reisebusunternehmen, bei denen sie bisher gearbeitet hatte. Dazu gehörte auch die montägliche Abstimmrunde, die in einer halben Stunde begann.

Schritte quietschten auf dem Linoleumboden. Die ersten Kollegen kamen.

»Na? Welche Tour wünschst du dir am meisten?«, fragte Thomas von der anderen Seite des Raumes, als sie sich umdrehte.

»Noch keine«, sagte Corralie und musterte den Plan an der weißen Magnetwand. Die Schrift war wie immer winzig, damit alles auf eine Seite passte und Papier gespart werden konnte.

Wie immer roch es im Gruppenraum ein bisschen nach Sandwiches und Papier. Immerhin stank es nicht nach Zigarettenrauch. Das war etwas, was sie bei ehemaligen Arbeitgebern schon zu oft erlebt hatte.

»Was darf ich mir denn aussuchen?«, fragte Corralie, ohne sich zu Thomas umzudrehen.

Als Sohn des Chefs, der ebenfalls im Unternehmen arbeitete, hatte er größtenteils die erste Wahl. Ihre Kollegen störte es nicht und bisher waren sie sich mit ihren Favoriten noch nicht in die Quere gekommen.

Sie war noch in der Probezeit und das hieß, immer ein bisschen Rücksicht nehmen. Abgesehen davon mochte Corralie die langen Bustouren lieber als die kurzen, auf die Thomas ein Auge hatte. Klar, mit kleinen Kindern, die er abends gerne sehen wollte, konnte sie das verstehen. Aber sie war jung und ungebunden und wollte die Welt sehen. Darum war sie überhaupt Busfahrerin geworden.

»Schulklasse fürs Schullandheim an der Nordsee«, las Corralie. Es folgten noch viele weitere Schulklassen für die nächsten vier Wochen, die in ganz Deutschland verteilt zu Jugendherbergen gefahren und vor Ort zu Sehenswürdigkeiten gebracht werden sollten.

»Bald sind Sommerferien«, sagte Thomas. »Da gibt es fast nur Klassenfahrten.«

Er klang enttäuscht.

»Klingt doch toll«, sagte Corralie und versuchte Enthusiasmus dafür aufzubringen. Nordsee klang toll, wenn man noch nicht dort gewesen war. Sie war schon oft dort gewesen in den letzten Jahren. Alles Schullandheim Fahrten mit diversen Schulklassen. Sie las weiter, bis sie ganz unten in der Liste las: »Europareise: 20 Städte in fünf Tagen.«

»Sind die verrückt?«, murmelte Corralie und zwirbelte eine Haarsträhne zwischen ihren Fingern. »Oder ist das ein Witz vom Chef, damit wir was zu Lachen haben?«

Hinter sich hörte Corralie Schritte quietschen. Sie hatte noch keine Schuhe gefunden, deren Sohlen auf dem Linoleum nicht quietschten.

Sie drehte sich um. Mehrere Kollegen schlurften zur Türe herein. Viele waren deutlich älter als sie selbst. Einige waren so alt, dass sie ihre Väter hätten sein können. Es gab ein paar jüngere, aber sie und Thomas waren die jüngsten mit Anfang dreißig.

»Ich glaube nicht, dass der Chef bei der Liste Späße macht«, sagte eine Stimme weiter hinten.

Corralie konnte sie noch nicht zuordnen. Bei über zwanzig Kollegen, die selten alle gleichzeitig anwesend waren, hatte sie in zwei Monaten noch nicht einmal alle Namen gelernt. Personennamen waren nicht ihre Stärke, dafür Landkarten und Straßen. Die konnte sie sich perfekt merken, sogar mit Namen. Ein seltsames Talent, welches ihr in ihrem Job jedoch überaus nützlich war.

Stühle wurden gerückt und klapperten gegeneinander. Das Gemurmel im Raum wurde lauter. Hinzugekommene Kollegen begrüßten sich, andere fragten nach Aktualisierungen bezüglich bekannter Baustellen. Das Gedränge vor der Liste mit Touren wurde dichter.

Corralie räumte den Platz vor der weißen Magnetwand und suchte sich einen freien Stuhl.

Als sie sich auf einem mit dem gewohnt dünnen Polster und der harten Rückenlehne niederließ, dachte sie wieder an die Tour.

Europareise. 20 Städte in fünf Tagen.

Das war als einzelne Fahrerin nicht zu machen. Das mussten sie mindestens zu zweit fahren, um die gesetzlichen Ruhezeiten einhalten zu können. Schließlich bedeutete das vier Städte pro Tag. Vermutlich fuhr man die Nacht über durch und verzichtete ganz auf die Hotels.

Im Bus zu schlafen war nicht ihre Lieblingsart zu reisen, aber es war eine günstige Art und Weise. Außerdem machte man die spannendsten Bekanntschaften nach einer gemeinsam verbrachten Nacht im Bus. Es war fast ein bisschen wie Campen, nur intimer. Sie würde, wenn sie die Tour bekam, auf jeden Fall Ohrenstöpsel einpacken, gegen schnarchende Mitreisende.

Corralie sah dem Treiben um sich herum zu und wartete. Hungrig genug, um ihr belegtes Brot zu frühstücken, war sie noch nicht.

»Also? Machst du es?«, fragte Thomas und ließ sich auf den Stuhl neben ihr Plumpsen. »Ich verzichte freiwillig und nehme die Tagesausflüge mit den Schulklassen.«

Corralie brummte etwas Unverbindliches vor sich hin. Sie wollte auf jeden Fall wissen, mit welchem Kollegen sie die Fahrt machen sollte, bevor sie sich entschied. Nicht jeder Kollege war einer, mit dem sie eine Woche gemeinsam im Bus sitzen wollte.

»Guten Morgen, alle miteinander«, schallte die tiefe Stimme des Chefs von der Tür durch den Raum.

»Guten Morgen«, murmelte es ungleichmäßig verteilt durch den Raum zurück.

Alle schlurften zu ihren Plätzen. Die letzten Stühle wurden gerückt. Manche packten bereits ihr Frühstück aus mitgebrachten Vesperdosen aus und fingen an zu kauen.

Der Chef marschierte mit quietschenden Schritten über den Linoleumboden bis zur weißen Magnetwand.

»Fangen wir mit den langen Fahrten an und füllen die Fahrpläne mit den kleinen Fahrten auf«, sagte der Chef.

Corralie lauschte schweigend. Das war die vertraute Ansprache, die ihr nach knapp zwei Monaten so vorkam, als hätte sie nie etwas Anderes gehört. Zum Glück waren die Fahrerpläne digital. Rolf, der mit dem Laptop auf dem Platz neben der Magnetwand saß, würde alle Entscheidungen eintippen, sodass sie ihren Plan später auf ihrer Fahrerapp nachsehen konnte. Nach Corralies Meinung war die Mischung perfekt.

»Für die Fahrt durch Europa brauchen wir zwei Fahrer«, begann der Chef, »die sich nicht gleich in die nächste Frau verlieben, die die Reiseleitung macht.«

Corralie runzelte die Stirn.

Was sollte das denn heißen?

Als hätte der Chef ihr Stirnrunzeln gespürt, schaute er zu ihr herüber.

»Ich will fahren«, sagte Corralie.

Der Chef schüttelte den Kopf.

»Du bist so jung, du wirst dich nur dazu überreden lassen, die Nacht mit in den Kneipen und Clubs zu verbringen und dich dabei in irgendeinen hübschen Italiener vergucken.«

Corralie fehlten die Worte. Sie starrte ihren Chef mit offenem Mund an. Was sollte das denn jetzt heißen?

»Reg dich nicht auf«, sagte Thomas neben ihr. »Die Reise wird jedes Jahr so oder so ähnlich gebucht. Bisher ist uns noch immer ein Fahrer unterwegs verloren gegangen.«

»Erinnert ihr euch an Jan? Der ist in den französischen Weinbergen zurückgeblieben, weil er die Winzerinnen so anziehend fand. Soweit ich weiß, hat er sie geheiratet«, sagte Rolf von seinem Laptop.

»Alle?«, fragte ein Kollege und die ganze Runde lachte.

»Oder an Leon, der sich in die Reiseleiterin verguckt hat? Am Ende saß ich mit dem Bus und einer Reisegruppe von Rentnern in Spanien fest und konnte nicht weg, wegen der Ruhezeiten.« Corralie sah sich um und entdeckte Benjamin als Sprecher.

Diese Touren hörten sich nach wahren Katastrophen an. Auch wenn jeder Fahrer, so klang es, einen guten Grund gehabt hatte, kurzfristig zu kündigen.

»Ich kündige doch nicht aus einer Laune heraus!«, sagte Corralie entrüstet.

»Tut mir leid«, sagte der Chef und zuckte mit den Schultern. »Als Lehre aus den bisherigen Fahrten habe ich entschieden, dass in Zukunft nur noch verheiratete Fahrer diese Touren fahren dürfen.«

Corralie drehte sich zu Stefan um.

»Du hast das gewusst und mich absichtlich aufgezogen?«, warf sie ihm vor.

Stefan hob beschwichtigend die Hand.

»Die Regel ist mir neu.« Sein Gesichtsausdruck war säuerlich, mit den zusammengezogenen Augenbrauen und den nach unten verzogenen Mundwinkeln. »Wer soll denn dann fahren, Vater? Ich will nicht eine Woche von meinen Kindern getrennt sein.«

Viele der Kollegen am Tisch nickten zustimmend. Offensichtlich war die Regel für alle neu.

»Ich interessiere mich weder für Winzerinnen noch für Reiseleiterinnen«, sagte Corralie.

Je mehr man ihr diese Tour verweigern wollte, umso sicherer wollte sie diese haben. So schlimm würde es nicht werden. Sie machte sich nichts aus Clubs, Kneipen oder Discos. Genauso wenig interessierte sie sich für Frauen oder Senioren. Sie träumte von einem intelligenten Mann, mit dem sie ihre Liebe zum Reisen teilen konnte. Bevorzugt ein Busfahrer, mit dem sie dann größere Reisetouren gemeinsam machen konnte.

Sie sah sich um.

Keiner der Männer in diesem Unternehmen kam dafür infrage. Alle zu alt oder zu verheiratet. Auf einer Bustour, da war sie sich sicher, würde sie ihren zukünftigen Traummann sicher nicht finden.

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