Eine Weihnachtswunder-Kurzgeschichte, in der Träume wahr werden.
Klappentext
Jennys Traum: Ihre erste Kurzgeschichte schreiben und
veröffentlichen. Ihr Hindernis: eine teilrenovierte Einzimmerwohnung
und ein Alkoholiker als Partner der sie mit Gegenständen bewirft.
Haare raufend, sitzt Jenny vor ihrem Computer. Nichts fällt ihr ein.
Verzweifelt geht sie durchs Zimmer und bleibt vor ihrer
Weihnachtskerze stehen. Das einzige weihnachtliche Element zwischen
den Umzugskisten.
Plötzlich brennt die Kerze. Ein Weihnachtsengel erscheint neben ihr.
Als attraktiver Mannes. Einer, der sie zum Schreiben motiviert.
Sie träumt. Ganz sicher. Trotzdem ergreift trotzdem nach der
Gelegenheit.
Eine Weihnachtswunder-Kurzgeschichte, in der Träume wahr werden.
Leseprobe
»Vielleicht«, sagte Jenny und raufte sich ihre kurzen Haare zum wiederholten Male. Der Drehstuhl, auf dem sie saß, war alt und quietschte bei der leisesten Bewegung schrill auf. Sie hatte sich etwas anderes vorgestellt, als sie sich entschlossen hatte, mit Stefan zusammenzuziehen.
»Immer nur vielleicht!«, brüllte Stefan hinter ihr.
Viel zu dicht hinter ihr.
Wie sollte sie so über ihre Arbeit nachdenken? Über die Charaktere, die sie auf dem weißen Bildschirm in schwarzen Buchstaben zum Leben erwecken wollte.
»Du hast gesagt, vom Schreiben kann man leben, bisher zahlst du nicht einmal einen Teil der Miete!«, brüllte Stefan weiter.
Das war auch nicht der Plan gewesen, dachte Jenny still. Das laut zu sagen, würde nur wieder zu einem weiteren Streit und möglicherweise schmerzhaften Handgreiflichkeiten von ihm führen. Sie hatte von Anfang an gesagt, dass sie den Traum hatte, vom Schreiben zu leben. Dass es Leute gab, die davon gut leben konnten. Sie war sogar der Meinung, dass ihre bisherigen Texte besser waren als manche Bestseller-Bücher.
Der Weg, das zu beweisen und selbst an diesen Ort zu kommen, an dem ihre Bücher anerkannt waren und ihr ein komfortables Leben ermöglichten, war allerdings lang und steinig. Darum hatte sie sich ein kleines Ziel gesetzt. Einen ersten Schritt. Sie wollte bis Weihnachten eine neue Kurzgeschichte schreiben und selbst veröffentlichen. Moderne Technik und Internet machten das möglich.
»Ich muss dich aushalten und bekomme nichts dafür!«, brüllte Stefan weiter.
Ganz offensichtlich war sein Biervorrat, der Sixpack, den er am Morgen betrunken mit nach Hause gebracht hatte, schon wieder leer.
Aus Jennys Sicht bekam Stefan jede Menge kostenloser Arbeit von ihr. Sie wusch seine Wäsche, kochte für ihn und putzte die Wohnung. Sogar die Raufasertapete hatte sie selbst an die Wand geklebt, während er seinen Suff ausgeschlafen hatte. Als Nächstes müsste man Farbe an die Wand pinseln. Bisher hatte sie dafür noch nicht die Energie gefunden. Genauso wie ihre Kurzgeschichte kaum eine Form annahm. Die Charaktere fühlten sich flach und farblos an. Dabei waren es nur noch wenige Tage bis Weihnachten. Wenige Tage, um sich selbst zu beweisen, dass sie eine Autorin war, die es verdiente, so genannt zu werden.
»Wann suchst du dir endlich einen Job? Joe sucht noch eine Kellnerin. Hübsch genug wärst du«, brüllte Stefan immer noch in seinem viel zu lauten Ton.
Jenny schwieg und starrte auf das weiße Blatt des Schreibprogramms an ihrem Bildschirm. Sie wollte nicht wieder kellnern. Schon gar nicht in Stefans Stammkneipe, wo er garantiert jede Gelegenheit nutzen würde, um ihr in den Hintern zu kneifen oder einen Kuss zu verlangen. Küsse und Berührungen, die sie jetzt schon kaum noch ertrug. Abgesehen davon hatte sie einen Job. Im Marketing. Der bezahlte sogar ganz gut. Nur versoff Stefan alles so schnell wieder und vergaß es in seinem Suff.
Noch ein Thema, das anzusprechen ihr nur Schläge einbringen würde.
Es war ungerecht, aber Jenny wusste nicht, wie sie sich aus dieser verfahrenen Situation befreien sollte. Sie hatte das Gefühl, dass ihre Umwelt, ihr Leben, einfach alles von Stefan dominiert wurde. Was würde er tun, wenn sie versuchte, ihn zu verlassen, nachdem er fast täglich blaue Flecken zu denen vom Vortag hinzugefügt hatte?
Warum konnte Stefan sie nicht einfach in Ruhe an ihrer Chance auf ein besseres Leben erarbeiten lassen? Oder noch besser, sich von ihr zu trennen, nachdem er so unzufrieden mit ihr war.
»Vielleicht sollte ich ausziehen«, sagte Jenny mit leiser Stimme. »Dann kannst du deine Traumfrau finden und mit ihr hier wohnen.«
Klirrend krachte eine braune Bierflasche an die Raufasertapete neben ihrem Kopf, fast genau vor ihrem Gesicht. Scherben fielen klirrend zu Boden. Ein paar letzte Spritzer Bier klatschten ihr ins Gesicht. Stinkig, klebrig und ekelig.
»Du verlässt mich nicht!«
Sie atmete langsam ein und aus und ermahnte sich, ruhig zu bleiben. Auf keinen Fall wollte sie jetzt an ihre letzte Diskussion über ihren Traum denken.
Jenny schaute über die obere Kante ihres Laptops hinweg an die Raufasertapete, die immer noch nicht gestrichen war. Eine Aufgabe, die Stefan erledigen wollte, bevor sie in ihre erste gemeinsame Wohnung einzogen. Inzwischen wohnten sie seit zwei Monaten hier, in ihrer ersten gemeinsamen Wohnung. Eine Wohnung, die so unfertig renoviert war, wie vor zwei Monaten.
Jenny seufzte und raufte sich wieder ihre kurzen Haare.
Wenn sie einen Spiegel aufhängen würde, würde sie eine müde Frau mit kurzen, roten Haaren sehen, die versuchte ihren Traum zu leben. Nur leider schien sich der Traum mit jedem Tag mehr von ihr zu entfernen.
Hinter ihr knallte die Türe.
Endlich war Stefan aus der Wohnung verschwunden. Zu seiner täglichen Sauftour. Jetzt hätte sie etwa drei Stunden Zeit, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren.
»Hätte« war das wichtige Wort im Satz. Ihr Gedanken waren ein aufgewühltes Chaos, ähnlich einer Meeresküste während eines Sturmes. So konnte sie nicht schreiben.
Sie schaute zurück auf den Bildschirm ihres Laptops und versuchte sich auf die Buchstaben zu konzentrieren und weiterzuschreiben. Schließlich wollte sie ihren Job im Marketing endlich an den Nagel hängen. Das hatte sie sich als Weihnachtsgeschenk selbst versprochen.
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