Unerwartetes Spielergebnis


Realität oder Illusion?

Das Computerspiel sieht so echt aus!

Klappentext

Realität oder Illusion?

Natürlich kann das Gewächshaus-Spiel nicht real sein. Es ist nur ein Spiel und Merrissa wohnt auf einer der vielen Raumstationen im Orbit der Erde. Hier gibt es weder Erde, noch Pflanzen oder frisches Essen.

Es sieht so echt aus.

Merrissa lässt sich von der Begeisterung ihres Kollegen anstecken. Sich um eine Pflanze zu kümmern, auch wenn es nur ein Spiel ist, könnte Spaß machen.

Was dann passiert, hätte Merrissa nie zu träumen gewagt. Schon gar nicht auf einer Raumstation in der Schwerelosigkeit.

Eine Science-Fiction-Geschichte in der Zukunft. Spannend, farbenfroh und mit einer kreativen Wendung.

Leseprobe

Das Gespräch wurde getrennt.

Die holografische Anzeige schrumpfte zusammen und verschwand.

Merrissa starrte auf die graue Wand ihres kleinen Zimmers, die aus vielen rechteckigen, grauen Kunststoffplatten bestand. Hinter einigen verbargen sich Schränke für ihre Kleider und wenige persönliche Gegenstände. Der Platz auf der Raumstation war begrenzt; das galt insbesondere für Tand und Nippes. Hinter anderen Abdeckungen verliefen die Rohre und Kabel der Raumstation, mit denen Frischluft, Abluft, Frischwasser, Abwasser, Strom und alles andere transportiert wurde, was durch sie hindurch geschickt werden konnte.

Jeder Millimeter, das wusste Merrissa, wurde ausgenutzt. Darum würde sie nie wieder in den Genuss ihrer Kindheit kommen, an den ihre Großmutter sie gerade erinnert hatte: Mit bloßen Fingern in der Erde graben und frisches Gemüse direkt vom Strauch in den Mund stecken. Außer, sie verlor ihren Job oder kündigte ihn.

Eine Möglichkeit, auf welche ihre Großmutter in dem Telefonat mehrfach hingewiesen hatte. Wenn es nach ihrer Großmutter ginge, würde Merrissa mit dem nächsten Shuttle zur Erde zurückfliegen, den alten Familiengarten übernehmen und zukünftig Lebensmittel produzieren.

Merrissa ballte ihre nackten Hände zu Fäusten. Sie spürte keine krümelige Erde. Kein Matsch klebte zwischen ihren Fingern fest. Da war nur saubere, glatte Haut. Finger, die es gewohnt waren, sich über Touchbildschirme zu bewegen.

In ihrem Zimmer, hoch im Orbit über der Erde, gab es keinen Dreck, nur saubere, desinfizierte Eintönigkeit. Abwechslung boten die hin und wieder stattfindenden Ausflüge auf dem Außendeck. Von dort konnte Merrissa die Sterne und die Außenhülle der Raumstation betrachten. Wenn die Station richtig gedreht war, sah sie auch die Erde oder eine der vielen anderen Raumstationen.

Auf dem Außendeck musste Merrissa dicke Handschuhe tragen und konnte ihre Hand auch unter größten Anstrengungen nicht zu einer Faust schließen. Es gab keine Abwechslung und ihre Sehnsucht nach einer erdverkrusteten Karotte oder einer Möglichkeit, reife Kartoffeln mit bloßen Händen auszugraben, wurde so stark, dass sie Tränen aus ihren Augenwinkeln weg blinzeln musste.

Merrissa ließ sich zur Seite sinken und zog sich an einem Haltegriff zur Seite, bis sie lang ausgestreckt auf ihrem Bett lag. Viel mehr Platz gab es in ihrem Zimmer nicht. Ihr Bett. Eine kleine Fläche davor, um sich umzuziehen, und die grauen Wände ringsum. Toilette und Dusche teilte sie sich mit den anderen neunzehn Crewmitgliedern, welche in ihrem Abschnitt untergebracht waren. Zimmerpflanzen waren undenkbar. Einmal aus Platzgründen und dann wegen der Erdkrümmel, die in der Schwerelosigkeit herumfliegen würden. Es wäre zu gefährlich für die Gesundheit an Bord der Raumstation.

Was hatte ihre Großmutter gesagt? Es war überlebenswichtig, mit den Fingern in der Erde zu graben, Gemüse anzubauen und ihm beim Wachsen zuzusehen?

Auf der Raumstation galt das Gegenteil.

Merrissa seufzte und schloss die Augen.

Das war die Meinung ihrer Großmutter. Eine Meinung, welche von ihren eigenen Eltern nicht geteilt wurde. Darum war sie selbst, noch in der Grundschule, mit ihren Eltern auf eine der neu errichteten Raumstationen gezogen. Raumstationen, von denen es Tausende rund um die Erde und den Mond gab.

Merrissa erinnerte sich vage daran, wie sie als kleines Mädchen, vor viel zu vielen Jahrzehnten, ihre Großmutter für einige Monate besucht hatte. Kurz danach war sie ins All geflogen und niemals zurückgekehrt.

»Flüge zur Erde sind zu teuer«, hatten ihre Eltern gesagt und ihr ein Bauernhofspiel auf ihrem Tablett installiert.

Merrissa erinnerte sich an die Tage in dem großen Garten. Es war eine fremde, spannende Welt gewesen. Merrissa spürte die haarigen, harten Stängel der Unkräuter, die sie ausgerupft hatte, fast wieder auf ihren Handflächen. Sie dachte daran, wie die schwere Gießkanne voller Wasser an ihren Schultern gezogen hatte. Bei jedem Schritt war Wasser auf ihre kurze Hose geschwappt. Das Beste war die Ernte gewesen. Sie leckte sich die Lippen bei der Erinnerung an die süßen, saftigen Himbeeren und die grünen Erbsen. Sie hatte die Erbsen frisch aus ihren Schoten gebrochen und direkt in den Mund geschoben. Sie hatte den Garten geliebt.

Wann hatte sie zuletzt eine frische Erbse oder Himbeere gegessen? Wann hatte das letzte Mal etwas anderes als Astronautennahrung auf ihrem Speiseplan gestanden?

Merrissa erinnerte sich nicht mehr.

Sie lebte zu lange auf der Raumstation.

So wie viele andere Menschen auch.

Das Farmspiel damals hatte ihrer echten Erinnerung nicht annähernd das Wasser reichen können.

Ob es das Spiel noch gab?

Vielleicht war es mit den Jahren besser geworden? Lustiger?

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